Camping und Natur gehören eng zusammen. Für viele Campingfreunde ruft da vielleicht eines der letzten großen Abenteuer direkt vor der Haustür: Wildcamping! Bestimmt hast du auch schon einmal darüber nachgedacht, einfach dein Zelt oder deinen Camper zu nehmen und loszuziehen.

Was ist überhaupt „Wildcamping“?

Die erste Anlaufstelle für einen geeigneten Platz für das Zelt, den Wohnwagen oder Wohnmobil ist für viele der Campingplatz. Das Angebot an offiziellen Stellplätzen ist üppig und attraktiv. Die Infrastruktur von sanitären Einrichtungen, Stromanschlüsse und Einkaufsmöglichkeiten ist oft enorm.

Wenn du aber auf der Suche nach besonderer Individualität und Naturnähe bist, ist das vermutlich nicht das richtige für dich. Du suchst die freie Natur oder besondere Ruhe. Du suchst die Möglichkeit, ohne formale Planung spontan zu entscheiden: „Hier ist es schön, hier bleibe ich heut Nacht.“ Das genau ist wildes Campen. Dabei ist es erst einmal gar nicht relevant, ob du im Auto, im Zelt oder in einem Wohnmobil übernachtest. Der entscheidende Punkt ist, dass der Standort nicht an einem nicht offiziellen Stell- oder Campingplatz ist. Eine extreme Form von Wildcampen, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut ist das sogenannte „Biwakieren“. Dabei schläfst du ohne Zelt einfach in einem Schlafsack unter freiem Himmel.

Camping in der freien Natur in anderen Ländern

Aber geht das? Was ist erlaubt und was verboten? In vielen skandinavischen Ländern zum Beispiel gilt das „Jedermannsrecht“. Diese Regel erlaubt es, überall in der Natur frei zu zelten oder dein Wohnmobil aufzustellen. In Schottland gilt der sogenannte „Scottish outdoor access code“. Dieser erlaubt im Grunde jedem, überall zu bleiben und auch nachts sein Lager aufzuschlagen. Eine Ausnahme sind umzäunte Gebiete. Aber natürlich gelten hier wie da einige grundsätzliche Basisregeln, die wir als Camper und Naturfreunde gerne befolgen.

Ist Wildcamping in Deutschland erlaubt?

Aber wie sieht das in Deutschland aus? Kann ich einfach von zu Hause loslaufen und an irgendeiner Flussbiegung mein Zelt aufstellen? Du kannst dir sicher vorstellen, dass das hier in Deutschland nicht ganz so selbstverständlich und einfach ist. Außerdem gibt es hier, wie so oft, von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Gesetze und Regeln.

Zunächst einmal ist die erste Antwort enttäuschend: Grundsätzlich ist Wildcamping in Deutschland verboten. Besonders streng und drastisch sind die Regelungen und Strafen in Nationalparks und Naturschutzgebieten. Schauen wir einmal in die einzelnen Bundesländer und deren Gesetze:

  • Bayern: Allen Bundesländern voran überwacht Bayern seine wundervolle Alpenlandschaft. Wilde Camper berichten von mehreren Tausend Euro Geldbußen bei wildem Campen.
  • Baden-Württemberg: Baden-Württemberg geht ähnlich rigoros gegen das wilde Campen vor. Dort gibt es allerdings eine Handvoll ausgewiesener Plätze, die jeder nutzen kann und darf.
  • Nordrhein-Westfalen: Das Bundesland verbietet das Wildcampen eigentlich überall. Eine besondere Möglichkeit gibt es im Hohen Venn-Eifel. Gegen eine kleine Gebühr darfst du dein Zelt dort auch in der Natur aufschlagen. Autos, Wohnwagen oder Campingwagen sind hier allerdings nicht erlaubt.
  • Rheinland-Pfalz: Ähnlich ist die Situation in Rheinland-Pfalz. Auch hier gibt es ausgewiesene Ausnahmen vom Wildcamping-Verbot.
  • Schleswig-Holstein: Mit der Aktion „Wildes Schleswig-Holstein“ bietet das nördlichste Bundesland eine Chance für Naturbegeisterte. Hier werden jenseits von offiziellen Campingplätzen kostenlose und naturnahe Stellmöglichkeiten für nicht motorisierte Campingwagen angeboten.
  • Mecklenburg-Vorpommern: Etwas unkomplizierter sind die Regelungen in Mecklenburg-Vorpommern oder in Brandenburg. Wanderer dürfen ihr Zelt hier auf ihrer Wanderung für eine Nacht aufschlagen. Für Wohnmobile oder anders motorisierte Camper gibt es aber auch hier keine Möglichkeit.
  • Sachsen und Saarland: Im Saarland und Sachsen ist wie in den meisten Bundesländern vor allem das Wildcampen im Wald verboten. Der Hintergrund ist hier recht einfach. In Europa gibt es kaum ein Land wie Deutschland, in dem ein so hoher Anteil des Waldes in Privatbesitz ist. Den darf im Grundsatz jeder betreten, das Übernachten ist aber verboten.

Hier genau liegt aber auch die Chance für naturnahes und wildes Campen in Deutschland. Ein nettes Gespräch mit dem Waldbesitzer oder Förster eröffnet so manche Gelegenheit und die Erlaubnis, dein Zelt aufzuschlagen. Außerdem ist ein freundlicher Schwatz mit dem Waldbesitzer doch sowieso ein ungewöhnlicher und sympathischer Beginn für dein Abenteuer.

Welche Basisregeln gelten beim Wildcamping und sollten unbedingt beachtet werden?

Wildes Camping ist ein wundervolles Abenteuer, das tatsächlich auch in Deutschland noch möglich ist. Damit wir Camper uns diese Möglichkeit erhalten, sollten wir einige Dinge beachten:

Prüfe die Besitzverhältnisse und rede mit den Besitzern. Die Chance auf die Erlaubnis, dort zu campen, ist viel größer, als du denkst. Der ein oder andere Besitzer hat vielleicht sogar noch wertvolle Tipps auf Lager.

  • Wenn du in der Natur bist, hat die Natur Vorfahrt! Ein wildes Camping-Lager ist kein Party-Ort!
  • Verlasse jeden Ort wieder so, wie du ihn vorgefunden hast. Natürlich sauber und ohne Müll.
  • Nutze, wenn du kochen möchtest, möglich Gas-Campingkocher. Feuerstellen sind zwar wild-romantisch, aber gerade in Wäldern gefährlich und meist verboten.
  • Verhalte dich so, dass der Besitzer sich auf den nächsten Wildcamper freut.
  • Wohnwagen und Camper sind nur in den wenigsten Fällen zugelassen. Bitte halte dich an diese Regeln.

Was gehört beim Camping unter freiem Himmel auf deine Packliste?

Rein in die Natur, weg von unseren Bequemlichkeiten. Das ist die Abenteuer-Idee beim Wildcampen. Gehe also davon aus, dass du weder Strom noch Handy-Netz hast. Gleichzeitig sind die meisten wilden Camper zu Fuß oder per Fahrrad unterwegs. Unnötigen Ballast solltest du also besser zu Hause lassen.

Das gehört auf die Liste:

  1. Wasser und Nahrung: Der nächste Supermarkt kann schon mal ein paar Kilometer weit weg sein.
  2. Powerbank fürs Handy: Echte Puristen nehmen erst gar kein Handy mit und greifen zum Beispiel auf die guten alten Landkarten zurück. Ansonsten gibt es auch Offline-Karten-Material.
  3. Kleidung: Nachts in der Natur kann es ganz schön kalt werden. Also was Warmes zum Anziehen.
  4. Lichtquelle: Eine Taschenlampe oder noch besser, eine Stirnlampe.
  5. Müllbeutel: Nimm möglichst nichts mit, was Müll macht. Bitte lasse keinen Müll liegen.

Auch wenn Wildcamping gerade in Deutschland so etwas wie eine rechtliche Grauzone ist, ist es ein wirkliches Abenteuer. Direkt vor der Haustür und kostengünstig. Trau dich und plane jetzt deinen nächsten Wildcamping-Ausflug.